Harnblasenkrebs ist eine Krebsart, die sich im Gewebe der Harnblase entwickelt, wenn die Zellen unkontrolliert zu wachsen beginnen. Ein besseres Verständnis der Epidemiologie und der zugrundeliegenden Risikofaktoren ist entscheidend für die Prävention: Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können die Ergebnisse verbessern und die Chancen auf eine vollständige Genesung erhöhen. Harnblasenkrebs kann in jedem Alter auftreten.
In Deutschland wurde bei etwa 18.270 Menschen ein invasives Harnblasenkarzinom diagnostiziert, darunter 4.770 Frauen (1). Was die Inzidenz und die Sterblichkeit angeht, sind die Raten bei Männern seit Ende der 1990er Jahre deutlich zurückgegangen, während sie bei Frauen über die Jahre hinweg weitgehend konstant geblieben sind. Die Erklärung für den Rückgang der Inzidenz von Harnblasenkrebs bei Männern ist der deutliche Rückgang des Tabakkonsums. Andere Faktoren könnten ebenfalls eine wichtige Rolle gespielt haben.
Studien haben gezeigt, dass Harnblasenkrebs in den Industrieländern besonders häufig vorkommt (2). Eine Erklärung dafür könnte die höhere Prävalenz von Risikofaktoren sein, die mit der Krankheit in diesen Ländern verbunden sind. Außerdem kann der verstärkte Einsatz von diagnostischen Tests wie Blasenspiegelungen und bildgebenden Untersuchungen in den Industrieländern zu einer höheren Diagnoserate von Harnblasenkrebs führen.
Es gibt verschiedene Arten von Harnblasenkrebs. Die häufigste ist das Urothelkarzinom, das auch als Übergangszellkarzinom bezeichnet wird und etwa 90% aller Harnblasenkrebse ausmacht. Andere Krebsarten sind Plattenepithelkarzinome, Adenokarzinome, kleinzellige Blasenkarzinome und Sarkome. Die Art des Harnblasenkrebses kann sich auf die Behandlungsmöglichkeiten auswirken, deshalb ist es sehr wichtig, ihn frühzeitig zu bestimmen.
Harnblasenkrebs: Ursachen
Die genaue Ursache des Harnblasenkrebses ist unbekannt, aber einer der größten Risikofaktoren ist das Rauchen. Andere Faktoren, die untersucht wurden, sind die Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien, das Alter, das Geschlecht, die Familiengeschichte, frühere Krebsbehandlungen und chronische Blasenentzündungen.
Rauchen. Ein Zusammenhang zwischen Rauchen und einem erhöhten Risiko für Harnblasenkrebs wurde bereits festgestellt. Der Risikofaktor wurde erstmals 1950 untersucht, und Forscherinnen und Forscher haben immer wieder Studien durchgeführt, die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Rauchern und Raucherinnen, bei denen die Krankheit diagnostiziert wurde, aufzeigen.
Ein Beispiel dafür ist eine Studie aus dem Jahr 2011 (3), die den Zusammenhang zwischen Rauchen und dem Risiko für Harnblasenkrebs sowohl bei Männern als auch bei Frauen aufzeigt. Eine Studie aus dem Jahr 2016 bestätigte das erhöhte Risiko und zeigte auch, dass das Alter bei der ersten Exposition negativ mit dem Harnblasenkrebs-Risiko verbunden war (4).
Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien. Einige der Chemikalien, die häufig in der Produktion und anderen industriellen Prozessen verwendet werden, erhöhen nachweislich das Risiko, an Harnblasenkrebs zu erkranken. Aromatische Amine, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, chlorierte Lösungsmittel und anorganisches Arsen sind gute Beispiele dafür. In einer 2012 veröffentlichten Studie (5) wurde gezeigt, dass die berufliche Exposition gegenüber aromatischen Aminen den größten Risikofaktor für die Entstehung von Harnblasenkrebs darstellt.
- Geschlecht. Eine Studie aus dem Jahr 2013 (6) zum Verständnis der geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Harnblasenkrebsrisiko hat gezeigt, dass die Häufigkeit der Erkrankung in den USA bei Männern viermal höher ist als bei Frauen und dass auch in anderen Ländern ein ähnliches Missverhältnis besteht. Der genaue Grund dafür ist noch unbekannt, aber die bereits erwähnten Faktoren wie Rauchen und der Kontakt mit bestimmten Chemikalien könnten eine wichtige Rolle spielen. Männer sind diesen Faktoren mit größerer Wahrscheinlichkeit ausgesetzt.
- Alter. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass das Alter ein unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung von Harnblasenkrebs ist. Veränderungen im Immunsystem und andere zelluläre Prozesse, die mit dem Alter auftreten, können den Körper anfälliger für Krebs machen.
- Familiengeschichte. Menschen, bei denen ein Verwandter ersten Grades an Harnblasenkrebs erkrankt ist, haben ein höheres Risiko, selbst daran zu erkranken, als Menschen, bei denen die Krankheit nicht in der Familie vorkommt.
Symptome erkennen – Harnblasenkrebs
Die Symptome von Harnblasenkrebs können unterschiedlich sein, und bei manchen Menschen treten überhaupt keine Symptome auf. Deshalb kann es sein, dass manche Patienten die Krankheit nicht frühzeitig erkennen können. Häufige Symptome von Harnblasenkrebs können jedoch sein:
- Blut im Urin
- Schmerzen im unteren Rücken
- Schmerzhaftes Wasserlassen
- Müdigkeit
- Harndrang
- Unterleibsschmerzen
- Urin-Inkontinenz
Diagnostik bei Harnblasenkrebs
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Harnblasenkrebs zu diagnostizieren, und Ärzte können eine Kombination von Methoden anwenden, um ein umfassenderes Bild der Krankheit zu erhalten. Die Informationen, die während des Diagnoseprozesses gewonnen werden, können helfen, Behandlungsentscheidungen zu treffen und die Aussichten der Betroffenen zu verbessern.
- Zystoskopie. Eine Zystoskopie ist ein Verfahren, mit dem Ärzte die Auskleidung der Blase und der Harnröhre untersuchen können. Dabei wird ein Zystoskop, ein hohles Rohr mit einer Linse, in die Harnröhre eingeführt. Mit dem Verfahren sind einige Komplikationen verbunden, über die der Patient vorher aufgeklärt wird, zum Beispiel Blutungen, Infektionen und Schmerzen. Der Eingriff dauert in der Regel etwa 5 Minuten.
- Bildgebende Untersuchungen. Bildgebende Untersuchungen können bei der Diagnose von Harnblasenkrebs hilfreich sein, da sie detaillierte Bilder der Blase und der umliegenden Strukturen liefern. Zu den am häufigsten verwendeten bildgebenden Verfahren gehören Ultraschall, CT, MRT und PET. Die Bilder einer MRT-Untersuchung können zum Beispiel detaillierte Bilder der Beckenregion, der Lymphknoten und anderer umliegender Strukturen liefern, mit deren Hilfe der Arzt das Ausmaß des Krebses bestimmen kann.
Transurethrale Resektion der Harnblase (TURB). Mit diesem Verfahren kann Harnblasenkrebs im Frühstadium sowohl diagnostiziert als auch behandelt werden. Fast jeder, bei dem die Krankheit diagnostiziert wird, unterzieht sich diesem Verfahren. Während des Eingriffs führt der Arzt ein starres Instrument namens Resektoskop durch die Harnröhre in die Blase ein. Mit dem Resektoskop wird dann der Tumor entfernt, der anschließend zur Untersuchung in ein Labor geschickt wird. Die Risiken der TURB sind die, die normalerweise mit dem Einsatz von Narkose verbunden sind, aber auch Harnwegsinfektionen, übermäßige oder anhaltende Blutungen und die Perforation eines Lochs in der Blase.
Behandlungsmöglichkeiten von Harnblasenkrebs
Das medizinische Team, das für die Diagnose und Behandlung von Patienten mit Harnblasenkrebs zuständig ist, besteht in der Regel aus verschiedenen Ärzten und Gesundheitsdienstleistern wie Urologen, medizinischen Onkologen, Radioonkologen und Pathologen. Diese Spezialisten arbeiten zusammen, um eine hochwertige Behandlung zu gewährleisten.
- Chirurgie: Wie bereits in diesem Artikel erwähnt, kann die TURB sowohl zur Diagnose als auch zur Behandlung von Harnblasenkrebs eingesetzt werden, wenn sich die Krankheit im Frühstadium befindet. Bei fortgeschrittenen Stadien kann jedoch eine radikale Zystektomie, bei der ein Teil oder die gesamte Blase entfernt wird, notwendig sein. In manchen Fällen müssen auch nahe gelegene Lymphknoten oder andere Gewebe entfernt werden. Das hängt davon ab, wie weit sich der Krebs ausgebreitet hat. Nach der Entfernung des Tumors können weitere chirurgische Eingriffe erforderlich sein, um die Blase zu rekonstruieren oder einen neuen Weg für den Urin zu schaffen, der den Körper verlässt, je nach Umfang der Operation.
- Chemotherapie: Je nach Stadium und Ausmaß des Krebses kann eine Chemotherapie auf verschiedene Weise bei der Behandlung von Harnblasenkrebs eingesetzt werden. Bei Harnblasenkrebs im Frühstadium kann die Chemotherapie nach der Operation verabreicht werden, um das Risiko eines erneuten Auftretens des Krebses zu verringern. Alternativ kann die Chemotherapie auch vor der Operation verabreicht werden, um den Tumor zu verkleinern, damit er leichter entfernt werden kann. Bei fortgeschrittenem Harnblasenkrebs kann eine Chemotherapie helfen, den Tumor zu verkleinern und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. In einigen Fällen kann die Chemotherapie in Kombination mit einer Strahlentherapie eingesetzt werden, um ihre Wirksamkeit zu erhöhen. Eine Studie, die vor mehr als 10 Jahren durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass die Chemotherapie eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Harnblasenkrebs spielt und die Entwicklung neuer Medikamente und gezielter Therapien zur Verbesserung der Behandlungsergebnisse beim metastasierten Harnblasenkrebs geht weiter (7).
- Immuntherapie: Das ist eine medikamentöse Behandlung, die dem Immunsystem hilft, Krebs zu bekämpfen. Die Immuntherapie kann direkt in die Blase oder über eine Vene verabreicht werden. Checkpoint-Inhibitoren haben vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Harnblasenkrebs gezeigt, insbesondere bei Patienten, deren Krebs trotz Chemotherapie fortgeschritten ist (8). Allerdings sprechen nicht alle Patienten gleichermaßen auf diese Art von Therapie an, weshalb mehr Forschung betrieben werden muss.
- Strahlentherapie: Diese Therapie kann vor der Operation eingesetzt werden, um den Tumor schrumpfen zu lassen und ihn leichter entfernen zu können, oder nach der Operation, um verbleibende Krebszellen abzutöten. Sie kann auch als Erstbehandlung für Harnblasenkrebs eingesetzt werden, der sich auf nahe gelegene Gewebe oder Lymphknoten ausgebreitet hat.
- Gezielte Therapie: Bevor Patienten eine zielgerichtete Therapie ausprobieren können, müssen sie sich einem Gentest unterziehen, um festzustellen, ob diese Behandlung für sie geeignet ist. Die zielgerichtete Therapie kann in Form von Tabletten oder Injektionen verabreicht werden und wird oft in Kombination mit anderen Behandlungen eingesetzt.
Früherkennung von Harnblasenkrebs
Wenn Harnblasenkrebs in einem frühen Stadium diagnostiziert wird, ist er oft auf die Auskleidung der Blase beschränkt, wodurch er leichter zu behandeln ist. Deshalb sollten Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben, an Harnblasenkrebs zu erkranken, regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen, auch wenn sie noch keine der mit Harnblasenkrebs verbundenen Symptome haben. So können Ärzte Anomalien erkennen, sobald sie auftreten.
Lebenserwartung bei Harnblasenkrebs
Die Lebenserwartung von Patienten mit Harnblasenkrebs hängt stark vom Stadium der Krankheit zum Zeitpunkt der Diagnose ab. Im Allgemeinen haben Patienten mit Harnblasenkrebs im Frühstadium (Stadium 0 oder I) eine viel bessere Prognose als Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung (Stadium II-IV). Die Stadien des Harnblasenkrebses sind:
- Stadium 0: Dies ist das früheste Stadium des Harnblasenkrebses, bei dem die Krebszellen nur in der innersten Schicht der Auskleidung der Blase zu finden sind.
- Stadium I: Die Krebszellen sind in das Bindegewebe unter der innersten Schicht der Blasenauskleidung eingedrungen, haben aber noch nicht auf die Muskelschicht übergegriffen.
- Stadium II: Die Krebszellen sind in die Muskelschicht der Blasenwand eingedrungen.
- Stadium III: Die Krebszellen haben sich durch die Muskelschicht der Blasenwand hindurch auf das die Blase umgebende Fettgewebe ausgebreitet und können auch in benachbarte Organe eingedrungen sein.
- Stadium IV: Die Krebszellen haben sich über die Blase hinaus in entfernte Organe ausgebreitet.
Neben dem Stadium des Harnblasenkrebses gibt es noch andere Faktoren, die die Lebenserwartung von Menschen mit dieser Krankheit beeinflussen können. Ein wichtiger Faktor ist der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose: Patienten, die bei guter Gesundheit sind und ein starkes Immunsystem haben, können die Behandlungen besser vertragen und sich schneller davon erholen als diejenigen, die andere gesundheitliche Probleme oder ein geschwächtes Immunsystem haben.
Bei Harnblasenkrebs im Frühstadium liegt die 5-Jahres-Überlebensrate im Stadium 0 bei 96%, aber sie sinkt mit dem Fortschreiten der Krankheit weiter und erreicht im letzten Stadium 6% (9). Es ist jedoch wichtig, daran zu denken, dass die Schätzungen auf großen Gruppen von Menschen beruhen und keine Vorhersagen über das individuelle Ergebnis machen.
Da die genaue Ursache des Harnblasenkrebses nicht bekannt ist, gibt es keine sichere Möglichkeit, die Krankheit zu verhindern. Man kann jedoch damit beginnen, die Risikofaktoren zu beseitigen, die mit der Krankheit in Verbindung gebracht werden, wie zum Beispiel das Rauchen. Eine weitere Möglichkeit ist, den Kontakt mit schädlichen Chemikalien zu vermeiden. Diejenigen, die in einer Branche arbeiten, in der sie Chemikalien ausgesetzt sind, sollten die Richtlinien sorgfältig befolgen und Schutzausrüstung tragen. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind ein weiterer guter Ratschlag. Auf diese Weise können die Ärzte die ersten Anzeichen von Krebs erkennen.
Quellen
- https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Harnblasenkrebs/harnblasenkrebs_node.html, Abrufdatum: 27.04.2023
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7151633, Abrufdatum: 27.04.2023
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3441175, Abrufdatum: 27.04.2023
- https://academic.oup.com/ije/article/45/3/857/2572678, Abrufdatum: 27.04.2023
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3388449, Abrufdatum: 27.04.2023
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3852434, Abrufdatum: 27.04.2023
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3178536, Abrufdatum: 27.04.2023
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7281703, Abrufdatum: 27.04.2023
- https://www.healthline.com/health/bladder-cancer/bladder-cancer-survival-rate, Abrufdatum: 27.04.2023