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Long-Covid auf der Spur

Letzte Aktualisierung: December 26, 2023

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Sichere Diagnose mit Blutuntersuchung, 3D-EKG und Herz-MRT, vielversprechende Therapie mit einer Blutwäsche: PD Dr. med. Henning Steen hilft Menschen, die unter den Langzeitfolgen einer Covid-Erkrankung leiden.

Je länger die Coronapandemie andauert, desto deutlicher zeichnet sich ab, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 unabhängig von der Schwere des Verlaufs einen Menschen langfristig schwächen kann. Typische Long-Covid-Symptome sind Leistungsabfall, Müdigkeit, Geschmacksverlust, Konzentrationsschwäche und Atemprobleme. In manchen Fällen treten auch Herzrhythmusstörungen auf. Das Problem: Medizinisch kann den Patienten bisher nicht zufriedenstellend geholfen werden.

Hoffnung machen jetzt neue Diagnoseund Therapieverfahren, die PD Dr. med. Henning Steen anbietet. Schon seit Längerem untersucht der Kardiologe und Internist, der in der Hamburger City eine Praxis in einem medneo-Diagnostikzentrum führt, das Herz mittels MRT-Bildgebung. Der große Vorteil dieser Methode liegt darin, dass sie qualitativ einer Katheteruntersuchung ebenbürtig ist, aber ohne interventionellen Eingriff auskommt. „In der Forschung verdichten sich die Anzeichen dafür, dass Long-Covid-Patienten eine Autoimmunreaktion zeigen, die überall im Körper zu Beschwerden führen kann. Das Immunsystem der Betroffenen produziert neben den Antikörpern, die den Körper schützen, auch Autoantikörper, die bei manchen Covid-Erkrankten eine Entzündung der Gefäßinnenhäute auslösen. In der Folge verengen sich die Gefäße und werden schlechter durchblutet, was sehr wahrscheinlich eine Ursache für die typischen Long-Covid-Symptome ist“, erklärt PD Steen, der als Oberarzt und Co-Leiter Herzbildgebung an der Universität Heidelberg tätig ist und dort intensiv auf diesem Gebiet forscht.

Mit einer Laboranalyse lässt sich die Zahl der Autoantikörper im Blut eines Patienten ermitteln. „Sind die Werte erhöht, ist das deutlicher Hinweis auf ein Long-Covid- Syndrom“, weiß der Kardiologe. Eine weitere Methode, die ebenfalls zu einer verbesserten Diagnose beiträgt, ist die Cardisiographie. Der Facharzt nutzt dieses ebenfalls nicht invasive Verfahren, mit dem erstmals Herzerkrankungen mithilfe Künstlicher Intelligenz sichtbar gemacht werden können, bereits in seiner Hamburger Praxis. „Die Cardisiographie, die ich in Kooperation mit meinem Bremer Kollegen Dr. Wiechert anbiete, ist eine unkomplizierte, sehr präzise Untersuchung für jedermann, die sich auch sehr gut für Long-Covid-Patienten eignet“, so PD Steen. Es handelt es ich um ein 3D-Vektor-EKG, bei dem zusätzlich zu den vier Elektroden auf der Brust eine weitere auf dem Rücken platziert wird. Der Herzmuskel kann auf diese Weise in einem dreidimensionalen Raum vermessen werden. 200 bis 300 Herzschläge eines Patienten zeichnet das Spezial-EKG auf. Die gewonnenen Daten werden in einem Rechenzentrum mit denen von gesunden Patienten im gleichen Alter und mit dem gleichen Geschlecht verglichen. Eventuelle Abweichungen werden sofort sichtbar. „Mit der Cardisiographie können wir nicht nur eine Durchblutungsstörung, sondern auch strukturelle Veränderung des Herzens erkennen ‒ und das im Vergleich zu einem Belastungs-EKG mit einer viel höheren Genauigkeit“, betont der Facharzt. Wie er weiter ausführt, ließen sich Long- Covid-Erkrankungen mit der speziellen Blutuntersuchung und dem 3D-EKG sehr genau diagnostizieren. „Wir wissen, dass bei Patienten mit erhöhten Autoantikörper- Werten und entsprechenden Gefäßhautveränderungen auch die Cardisiographie ausgeprägte pathologische Veränderungen anzeigt, die ein klarer Hinweis auf eine mangelhafte Durchblutung der Herzinnenschicht sind“, so PD Steen. Auf Basis dieser Diagnostik kann der Kardiologe das Herz mithilfe seiner etablierten MRT-Bildgebung auf weitere Schädigungen hin untersuchen. Folgen wie Narbenbildung, Pumpschwäche, Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen und auch erlittene Infarkte lassen sich auf der Grundlage einer 30-minütigen MRT ermitteln.

Neben der Diagnostik ist auch eine therapeutische Versorgung möglich. Mit einer speziellen Apherese lassen sich die Autoantikörper aus dem Blut herausfiltern. Hierfür baut Dr. Steen gemeinsam mit seinem Hamburger Kooperationspartner Dr. Steinmeier derzeit ein bundesweites Netzwerk auf. „Das Verfahren ist noch sehr neu, es fehlen daher Langzeitstudien, insbesondere auch, was eine positive Auswirkung auf das Herz angeht. Aber die bisherigen Erfahrungen stimmen uns positiv: Allen Long-Covid- Patienten, die bisher mit dieser Blutwäsche behandelt wurden, geht es seither deutlich besser“, so PD Steen.