Gallengangskrebs, auch bekannt als Cholangiokarzinom, ist eine seltene, aber ernstzunehmende Krebsart, die die Gallengänge befallen kann. Von den insgesamt 5.080 neuen Fällen von bösartigen Tumoren der Gallenblase und der extrahepatischen Gallengänge, die 2018 in Deutschland diagnostiziert wurden, betraf die überwiegende Mehrheit, genau gesagt 73%, die extrahepatischen Gallengänge (1). Das zeigt, wie wichtig es ist, die Risikofaktoren, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten für Gallengangskrebs zu kennen, denn eine frühzeitige Erkennung und Behandlung kann die Ergebnisse der Patienten verbessern.
Die Gallengänge sind die Elemente, die die Organe des Gallensystems miteinander verbinden. Sie sind winzige Kanäle, die die Galle sicher von einem Ort zum nächsten transportieren. Neben Gallengangskrebs sind Entzündungen und Verstopfungen weitere Ursachen für die schlechte Funktion dieser Organe. Das größte Risiko für die Gallengänge sind Gallensteine.
Es gibt drei Haupttypen von Gallengangskrebs, je nachdem, wo sie im Gallengangssystem entstehen: das intrahepatische Cholangiokarzinom, das in den Gallengängen innerhalb der Leber entsteht, das perihilare Cholangiokarzinom, das in den Gallengängen direkt außerhalb der Leber auftritt und das distale Cholangiokarzinom, das die Gallengänge außerhalb der Leber betrifft, die näher am Dünndarm liegen.
Gallengangskrebs – Häufigkeit und Alter
In einer 2011 veröffentlichten Studie wurde gezeigt, dass Gallengangskrebs selten vor dem 40. Lebensjahr auftritt und das typische Erkrankungsalter im siebten Lebensjahrzehnt liegt (2). Es ist nicht ganz klar, warum das Alter ein Risikofaktor für Gallengangskrebs ist, aber es könnte mit der kumulativen Exposition gegenüber Risikofaktoren im Laufe der Zeit zusammenhängen.
In den Vereinigten Staaten gab es laut einer 2021 veröffentlichten Studie im Zeitraum 2013-2017 28.343 Fälle von intrahepatischem Gallengangskrebs und 18.075 Fälle von extrahepatischem Gallengangskrebs (3). Personen im Alter von 80 Jahren oder älter hatten die höchste Inzidenz. Die gleiche Studie ergab, dass 31.391 Todesfälle auf intrahepatischen Gallengangskrebs und 8.390 Todesfälle auf andere Arten von Gallengangskrebs zurückzuführen sind.
Die Forschung hat jedoch neue Entwicklungen festgestellt. Eine in Schweden durchgeführte und 2022 veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass intrahepatische und perihilare Cholangiokarzinome in dem Land zunehmen, und zwar vor allem bei jüngeren Erwachsenen (4). Um die Gründe für diese Entwicklung besser zu verstehen, muss mehr Forschung betrieben werden.
Typische Symptome für Gallengangskrebs
Obwohl Gallengangskrebs eine Vielzahl von Symptomen verursachen kann, treten sie nicht bei allen Betroffenen auf, vor allem nicht im Frühstadium. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Gelbsucht
- Unterleibsschmerzen
- Juckreiz
- Gewichtsverlust
- Müdigkeit
- Appetitlosigkeit
- Fieber
- Schüttelfrost
- Übelkeit und Erbrechen
Obwohl das Vorhandensein dieser Symptome nicht sofort auf Gallengangskrebs hinweist, sollten Betroffene bei anhaltenden Symptomen einen Arzt aufsuchen.
Diagnose Gallengangskrebs
Gallengangskrebs kann mit verschiedenen Methoden diagnostiziert werden, darunter Bluttests, bildgebende Untersuchungen und Biopsien. Die Diagnose von Gallengangskrebs ist wichtig, denn sie ermöglicht eine rechtzeitige und angemessene Behandlung, die die Überlebenschancen und die Lebensqualität verbessern kann.
Bluttests. Mit diesen Tests können bestimmte Substanzen im Blut nachgewiesen werden, die auf verschiedene Krankheiten hinweisen oder diese ausschließen können, was sie zu einem wichtigen Instrument für die Diagnose von Gallengangskrebs macht. Leberfunktionstests zum Beispiel messen die Leberfunktion und können den Ärzten Hinweise auf die Ursachen der Symptome geben, unter denen der Patient leidet. Ein weiterer Bluttest, der bei der Diagnose von Gallengangskrebs helfen kann, ist der Tumormarker-Test.
Bildgebende Tests. Diese Untersuchungen sind ein wichtiger Teil des Diagnoseprozesses, denn sie können Anomalien und Tumore in den Gallengängen oder den umliegenden Organen aufdecken. Einige der am häufigsten verwendeten Tests sind Ultraschall, CT, MRT und PET. Die Bilder des Ultraschalls können zum Beispiel die Größe und Lage von Tumoren in den Gallengängen zeigen. Gleichzeitig kann die MRT qualitativ hochwertige Bilder liefern, die den Ärzten helfen, Tumore in den Gallengängen zu entdecken, die mit anderen bildgebenden Verfahren nur schwer zu erkennen sind.
Biopsie. Wenn die bildgebenden Untersuchungen das Vorhandensein eines Tumors bestätigen, wird eine Biopsie durchgeführt. Dabei wird eine kleine Gewebeprobe entnommen, die unter einem Mikroskop untersucht wird. Die Biopsie kann während einer endoskopischen retrograden Cholangiopankreatographie oder perkutan durchgeführt werden.
Endoskopische retrograde Cholangiopankreatographie. Dabei handelt es sich um ein diagnostisches und therapeutisches Verfahren, das die Endoskopie des oberen Magen-Darm-Trakts mit Röntgenstrahlen kombiniert. Sie wird vor allem zur Diagnose und Behandlung von Problemen in den Gallen- und Bauchspeicheldrüsengängen eingesetzt, zum Beispiel bei Verstopfungen, Infektionen und Entzündungen. Obwohl das Verfahren in der Regel zu Behandlungszwecken eingesetzt wird, kann es auch als diagnostisches Hilfsmittel verwendet werden, um Krankheiten wie Gallengangskrebs zu erkennen und zu diagnostizieren.
Lässt sich Gallengangskrebs behandeln?
Gallengangskrebs kann behandelt werden, aber die Wirksamkeit der Behandlung hängt von einigen verschiedenen Faktoren ab. Der Behandlungsplan kann eine Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie und in manchen Fällen sogar eine Lebertransplantation umfassen. Um herauszufinden, welche Behandlung am besten geeignet ist, prüft ein Ärzteteam die Symptome des Patienten, seine Krankengeschichte und andere nützliche Informationen. So kann sichergestellt werden, dass der Patient die bestmögliche medizinische Versorgung erhält.
Chirurgie. Das Ziel eines chirurgischen Eingriffs ist es, so viel vom Krebs zu entfernen wie möglich. Manchmal müssen die Chirurgen nur einen Teil des Gallengangs entfernen, aber bei fortgeschrittenen Stadien kann es sein, dass auch anderes Gewebe wie das nahe gelegene Lebergewebe oder das Gewebe der Bauchspeicheldrüse mit entfernt werden muss. Die Entscheidung für eine chirurgische Behandlung hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem von den möglichen Risiken und Vorteilen des Eingriffs.
Chemotherapie. Diese Therapie kann bei der Behandlung von Gallengangskrebs helfen, indem sie den Tumor schrumpfen lässt, Krebszellen abtötet oder die Symptome lindert. Die Chemotherapie kann in Kombination mit einer Operation oder einer Strahlentherapie eingesetzt werden, um noch effektivere Ergebnisse zu erzielen.
Strahlentherapie. Genau wie die Chemotherapie kann diese Therapie dazu beitragen, den Tumor schrumpfen zu lassen, damit er leichter durch eine Operation entfernt werden kann, oder sie kann Krebszellen abtöten, die sich über den Gallengang hinaus ausgebreitet haben, und so das Fortschreiten des Krebses verlangsamen. In fortgeschrittenen Stadien von Gallengangskrebs wird die Strahlentherapie eingesetzt, um Symptome wie Schmerzen, Übelkeit und Gelbsucht zu lindern.
Lebertransplantation. Wenn sich der Krebs nicht über die Leber hinaus ausgebreitet hat, kann eine Leberbehandlung eine Option zur Behandlung von Gallengangskrebs sein. Das Ziel dieser Behandlung ist es, die krebsbefallene Leber zu entfernen und sie durch eine gesunde Leber eines Spenders zu ersetzen. Dies kann vor allem für Menschen von Vorteil sein, die Behandlungen wie Chemo- oder Strahlentherapie nicht vertragen. Wenn der Patient auf eine Spenderleber warten muss, werden die Ärzte stattdessen andere Behandlungen empfehlen.
Gezielte medikamentöse Therapien und Immuntherapien sind neue Behandlungsmethoden, die auf ihren möglichen Einsatz bei der Behandlung von Gallengangskrebs untersucht werden. Während sich die zielgerichtete medikamentöse Behandlung auf die Blockierung von Anomalien in den Krebszellen konzentriert, nutzt die Immuntherapie das Immunsystem einer Person zur Krebsbekämpfung. Die Wirksamkeit dieser Behandlungen bei der Behandlung von Gallengangskrebs ist jedoch noch nicht klar, und es sind noch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, bevor sie als nützliche Behandlungen für diese Krankheit bestätigt werden können.
Ursachen und Risikofaktoren für Gallengangskrebs
Es ist immer noch unklar, was die Ursachen für die Veränderungen sind, die zu Gallengangskrebs führen, aber es gibt mehrere Faktoren, die nachweislich das Erkrankungsrisiko erhöhen.
Alter. Der starke Zusammenhang zwischen dem Alter und der Häufigkeit von Gallengangskrebs wurde bereits früher dargestellt: Die meisten Menschen bekommen die Diagnose im Alter von 70 Jahren. Es ist jedoch erwähnenswert, dass die Fälle von Gallengangskrebs bei jüngeren Menschen in den letzten Jahren zugenommen haben.
Primäre sklerosierende Cholangitis. Dabei handelt es sich um eine fortschreitende Krankheit, bei der die Gallengänge durch Entzündung und Vernarbung blockiert sind. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung haben Menschen mit primär sklerosierender Cholangitis ein höheres Risiko, an Gallengangskrebs erkrankt zu sein.
Chornische Colitis ulcerosa. Menschen, die an chronischer Colitis ulcerosa leiden, haben ein erhöhtes Risiko, an Gallengangskrebs zu erkranken, obwohl der Grund dafür noch nicht vollständig geklärt ist. Möglicherweise hängt es mit den chronischen Entzündungen und Vernarbungen im Darm und im Rektum zusammen, die sich auch auf die Gallengänge ausweiten können. Im Laufe der Zeit kann dies zu genetischen Mutationen und Veränderungen in den Zellen, die die Gallengänge auskleiden, führen.
Rauchen. Obwohl das Rauchen als Risikofaktor für zahlreiche Krebsarten bekannt ist, ist der Zusammenhang zwischen Rauchen und Gallengangskrebs noch unklar. Eine Studie, die 2019 von der Universität Oxford (5) veröffentlicht wurde, hat gezeigt, dass Rauchen das Risiko für die Entstehung von intra- und extrahepatischem Gallengangskrebs zu erhöhen scheint. In der gleichen Studie wurde ein Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und einem erhöhten Risiko für Gallengangskrebs festgestellt.
Diabetes. Einige Studien haben einen Zusammenhang zwischen Diabetes und einem erhöhten Risiko, an Gallengangskrebs zu erkranken, gezeigt (6). Die meisten der analysierten Informationen unterschieden jedoch nicht zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Weitere Untersuchungen sind nötig, um die Verbindung zwischen den beiden Elementen zu bestätigen.
Ist Gallengangskrebs tödlich?
Gallengangskrebs kann, wie andere Krebsarten auch, tödlich sein. Die genaue Prognose hängt vom Stadium und der Lokalisation des Krebses ab. Ein weiterer Faktor, der die Prognose eines Patienten beeinflussen kann, ist, wie gut er auf die Behandlung anspricht.
Lebenserwartung bei Gallengangskrebs
Um Behandlungsentscheidungen zu treffen und die Ergebnisse vorherzusagen, müssen Ärzte zunächst das Ausmaß des Gallengangskrebses im Körper bestimmen. Das verwendete System berücksichtigt die Größe des Tumors und seine Lage sowie die Frage, ob der Krebs auf nahegelegene Lymphknoten und Metastasen übergegriffen hat oder nicht.
- Stadium 0: Der Krebs befindet sich nur in der innersten Schicht der Auskleidung des Gallengangs und hat sich nicht auf das umliegende Gewebe oder die Lymphknoten ausgebreitet. Gallengangskrebs ist in diesem Stadium am einfachsten zu behandeln.
- Stadium I: Der Krebs ist in tiefere Schichten der Auskleidung des Gallengangs eingewachsen, hat sich aber noch nicht auf nahe gelegene Gewebe oder Lymphknoten ausgebreitet. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören Operation, Lebertransplantation, Strahlen- und Chemotherapie.
- Stadium II: Der Krebs hat sich auf nahe gelegene Gewebe oder Lymphknoten ausgebreitet, aber noch nicht auf entfernte Teile des Körpers.
- Stadium III: Der Krebs hat sich auf nahe gelegene große Blutgefäße oder andere Organe ausgebreitet, aber noch nicht auf entfernte Teile des Körpers.
- Stadium IV: Der Krebs hat sich auf entfernte Teile des Körpers ausgebreitet. Dies wird auch als metastasierender Gallengangskrebs bezeichnet.
Die Lebenserwartung von Menschen, bei denen Gallengangskrebs diagnostiziert wurde, ist schlecht, denn die relative 5-Jahres-Überlebensrate schwankt zwischen 17% und 24%, wenn sich der Krebs nicht außerhalb der Gallengänge ausgebreitet hat, und 2%, wenn der Krebs auf entfernte Körperteile übergegriffen hat (7).
Es gibt zwar keine sichere Methode, um Gallengangskrebs zu verhindern, aber es gibt Möglichkeiten, das Risiko, an der Krankheit zu erkranken, zu verringern. Erstens ist es wichtig, dass die Betroffenen ihre anderen Grunderkrankungen in den Griff bekommen, damit sie mögliche Probleme frühzeitig erkennen können. Dann sollte man seinen Lebensstil entsprechend ändern.
Gallengangskrebs ist eine schwierige und aggressive Krankheit, und leider ist die Lebenserwartung für Menschen, bei denen diese Art von Krebs diagnostiziert wird, oft schlecht. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass jeder Fall einzigartig ist und dass es immer noch Behandlungsmöglichkeiten gibt, die dazu beitragen können, das Überleben zu verlängern und die Lebensqualität zu verbessern. Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass die Forschung auf dem Gebiet des Gallengangskrebses weitergeht und neue Behandlungsmethoden entwickelt werden.
Quellen
- https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Gallenblasenkrebs/gallenblasenkrebs_node.html, Abrufdatum: 26.04.2023
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3125451, Abrufdatum: 26.04.2023
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9351546, Abrufdatum: 26.04.2023
- https://www.ejcancer.com/article/S0959-8049(22)00525-1/fulltext, Abrufdatum: 26.04.2023
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31127946, Abrufdatum: 26.04.2023
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4631269, Abrufdatum: 26.04.2023
- https://www.medicalnewstoday.com/articles/bile-duct-cancer-prognosis-2, Abrufdatum: 26.04.2023