Was ist Kardio-Onkologie?

Die Kardio-Onkologie ist ein vergleichsweise neueres medizinisches Fachgebiet, das sich in den letzten 20 Jahren entwickelt hat. Durch Fortschritte in der Krebsbehandlung überleben immer mehr Menschen ihre Erkrankung, leiden jedoch nach den Krebstherapien an Langzeit-Nebenwirkungen, z.B. am Herzen. Die Forschungslage wächst stetig: Studien untersuchen die Wechselwirkungen zwischen Krebstherapien und Herzgesundheit, neue diagnostische Verfahren und Behandlungsansätze werden entwickelt, um Risiken präziser zu erkennen und zu minimieren. 

Die Diagnose Krebs ist ein einschneidender Moment, der das Leben grundlegend verändert. Moderne Therapien wie Chemotherapie, Strahlentherapie und Immuntherapie haben die Überlebenschancen einiger Krebsbetroffener Patient*innen deutlich verbessert. Doch diese Fortschritte haben auch Nebenwirkungen, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen – insbesondere die Auswirkungen auf das Herz. Hier setzt die Kardio-Onkologie an, ein Fachgebiet, das sich darauf konzentriert, Krebsbehandlung und Herzgesundheit in Einklang zu bringen. 

Wieso ist Kardio-Onkologie so wichtig?

Als Beispiel führen wir hier eine Studie von 2019 auf. Eine große bevölkerungsbasierte Studie aus den USA zeigte, dass 11,3 % der Krebsüberlebenden an Herz-Kreislauf-Erkrankungen starben. Besonders alarmierend: Im ersten Jahr nach der Krebsdiagnose ist das Risiko für einen Herz-Kreislauf bedingten Tod am höchsten und bleibt langfristig erhöht. 

Die Ergebnisse zeigten, dass: 

• Die meisten Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Überlebenden von Prostata-, Brust- und Blasenkrebs auftreten. 

• Jüngere Patient*innen (unter 55 Jahren) ein deutlich höheres relatives Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. 

• Krebspatient*innen mit guter Prognose, dennoch einem signifikanten Risiko für Herzprobleme ausgesetzt sind, insbesondere im ersten Jahr nach der Diagnose. 

Möchten Sie mehr über das Thema erfahren, welchen Einfluss Chemotherapien auf das Herz haben können? Dann lesen Sie hier mehr dazu:

Einfluss von Chemotherapie auf das Herz

Wie schützt die Kardio-Onkologie das Herz?

Die Kardio-Onkologie bietet eine strukturierte und ganzheitliche Versorgung: 

1. Vor der Behandlung: 
   Bereits vor Beginn einer Krebstherapie wird die Herzgesundheit durch EKG, Echokardiografie und Bluttests überprüft. Diese Risikobewertung hilft, die Therapie individuell anzupassen. 

2. Während der Behandlung: 
   Eine regelmäßige Überwachung der Herzfunktion stellt sicher, dass Probleme frühzeitig erkannt werden. Moderne bildgebende Verfahren wie die strahlenfreie Magnetresonanztomografie (Kardio MRT) bieten dabei präzise Einblicke in die Herzgesundheit. 

3. Nach der Behandlung: 
   Die Nachsorge ist entscheidend, da Herzprobleme oft erst Jahre später auftreten. Patient*innen mit hohem Risiko, etwa durch frühere kardiotoxische Therapien, profitieren von langfristiger und kontinuierlicher Behandlung. 

Besonders gefährdet – Risikogruppen

Die Kardio-Onkologie richtet sich an: 

• Patient*innen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die eine Krebstherapie beginnen. 

• Jüngere Krebspatient*innen, da ihr relatives Risiko für Herz-Kreislauf bedingte Todesfälle besonders hoch ist. 

• Überlebende von Krebsarten wie Prostata-, Brust- und Blasenkrebs, da diese häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben als an ihrer ursprünglichen Krebserkrankung. 

Was können Patient*innen selbst tun?

Die Studienergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, die eigene Herzgesundheit im Blick zu behalten. Hier sind einige Tipps: 

• Gesunde Ernährung: Vermeiden Sie stark salzhaltige oder fettige Speisen. 

• Regelmäßige Bewegung: Auch leichte körperliche Aktivität wie Spazierengehen stärkt das Herz. 

• Rauchen aufgeben: Rauchen erhöht das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen erheblich. 

• Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Lassen Sie Ihre Herzgesundheit auch nach der Krebstherapie überwachen. 

Fortschritte in der Kardio-Onkologie

Um Herzprobleme bei Krebspatient*innen zu verhindern oder frühzeitig zu erkennen, arbeitet die Forschung an neuen Ansätzen: 

• Präzise Diagnostik: Bestimmte Bluttests wie die Troponin-Messungen können bereits minimale Schäden am Herzen nachweisen. 

• Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Ärztinnen und Ärzte aus verschiedenen Disziplinen (Onkologie, Kardiologie, und weitere) arbeiten gemeinsam, um Krebspatient*innen bestmöglich zu versorgen. 

Herzgesundheit ist lebenswichtig

Die Kardio-Onkologie ist ein entscheidender Baustein der modernen Krebsmedizin. Diese stellt sicher, dass Patient*innen nicht nur ihre Krebserkrankung überleben, sondern auch langfristig eine gute Lebensqualität genießen. 

Ihr Herz zählt! Wenn Sie oder Angehörige vor einer Krebstherapie stehen, sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über kardio-onkologische Unterstützung. Eine frühzeitige Beratung kann den entscheidenden Unterschied machen.