Krebs und Herzerkrankungen sind eng miteinander verknüpft, und immer mehr Studien belegen, dass Krebs das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann. Die Forschungen zu diesem Thema sind noch jung, doch es wird immer deutlicher, wie wichtig es ist, sowohl die Krebserkrankung als auch die Herzgesundheit in der Betreuung von Betroffenen zu berücksichtigen. Warum ist bei Krebs das Risiko für Herzkrankheiten erhöht? Inwieweit ist Krebs ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Diese Fragen und mehr beantwortet der Artikel mit Hilfe von Studien und wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sowie Krebs gehören laut Statistischem Bundesamt zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Krebsregisterdaten zeigen, dass jährlich rund 500.000 Menschen neu an Krebs erkranken.
Neben den direkten Auswirkungen von Krebs auf den Körper gibt es noch ein weiteres, oft unterschätztes Risiko: die Auswirkungen von Krebs auf das Herz. Diese Erkenntnisse sind Teil eines noch jungen und wachsenden Forschungsbereichs, der als Kardio-Onkologie bezeichnet wird.
Mehr zum Thema: Was ist Kardio-Onkologie?
Krebstherapie und Herzkrankheiten
Krebs- und Herzerkrankungen können zusammenhängen und gemeinsam Organe und den Körper allgemein schädigen. Verschiedene Faktoren, darunter die Krebsbehandlung, die Veränderungen des Stoffwechsels und die direkte Schädigung des Herzens können dazu beitragen, dass krebskranke Menschen ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten entwickeln.
Ein wesentlicher Grund für dieses erhöhte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die medikamentöse Therapie, die das Herz schädigen kann. Chemotherapien können das Herzgewebe schädigen, was langfristig zu Herzinsuffizienz oder anderen Herzerkrankungen führen kann.
Mehr zum Thema: Einfluss von Chemotherapie auf das Herz
Wie Krebs das Herz direkt beeinflusst
Neben Chemotherapien gibt es auch direkte Auswirkungen von Krebs auf das Herz. Krebserkrankungen können zu einer Schwächung des Herzmuskels führen und das Risiko für Herzversagen erhöhen. Eine Studie aus dem Cureus Journal of Medical Science (Rivera Boadla et al., 2024) zeigt, dass Krebspatient*innen ein höheres Risiko für Herzinsuffizienz haben, insbesondere wenn sie an bestimmten Krebsarten wie Brust-, Lungen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs leiden. Auch das Tumorwachstum selbst kann das Herz in Mitleidenschaft ziehen, indem es den Blutdruck erhöht und das Kreislaufsystem belastet.
Chronische Entzündungen durch Krebs
Das Immunsystem von Krebspatient*innen ist durch verschiedene Faktoren geschwächt:
- Direkter Einfluss des Tumors
- Veränderungen im Körper
- Medikamentöse Therapie
- Stress und psychische Belastung
Diese Immunsuppression (Unterdrückung des Immunsystems) und Immunschwäche kann Entzündungsprozesse im Körper verstärken.
Die Entzündungsprozesse, die durch Krebs im Körper ausgelöst werden, erhöhen das Risiko für Arteriosklerose – eine Verhärtung und Verengung der Arterien. Chronische Entzündung trägt dazu bei, dass sich Plaques in den Arterien bilden, was wiederum das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle steigert. Auch nach der Behandlung können diese Entzündungen noch lange bestehen bleiben, was das langfristige kardiovaskuläre Risiko von Krebsüberlebenden erhöht.
Krebs- und Herzerkrankungen teilen sich Risikofaktoren
Viele der Risikofaktoren, die zu Krebs führen, sind auch für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich. Rauchen, eine ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht sind sowohl Risikofaktoren für Krebs als auch für Herzerkrankungen. Diese Überschneidungen erschweren es noch, das erhöhte Risiko für Herzerkrankungen bei Krebspatient*innen von weiteren Risikofaktoren klar zu trennen.
Neue wissenschaftliche Ansätze
Die Forschung zur Wechselwirkung zwischen Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist relativ neu und viele Aspekte sind noch nicht vollständig geklärt und erforscht. Studien haben jedoch bereits gezeigt, dass Krebspatient*innen – insbesondere solche, die Behandlungen wie Chemotherapie oder Strahlentherapie durchlaufen haben – ein erhöhtes Risiko für Herzprobleme haben.
Im Rahmen der Kardio-Onkologie wird untersucht, wie Krebstherapien – etwa Chemotherapie, Strahlentherapie und zielgerichtete Therapien – das Herz-Kreislauf-System schädigen können, indem sie beispielsweise Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen verursachen. Gleichzeitig betrachtet die Reverse Kardio-Onkologie die andere Richtung: Herz-Kreislauf-Erkrankungen können das Risiko für die Entstehung und den Verlauf von Krebserkrankungen beeinflussen. Diese wechselseitige Beziehung verdeutlicht, dass die Behandlung und Prävention von Herz-Kreislauf-Schäden bei Krebspatient*innen eine entscheidende Rolle spielt, um langfristige Gesundheit und Lebensqualität zu sichern.
Es benötigt weiterhin Forschung im Bereich der Onkologie, sowie der Kardio-Onkologie, um Prozesse im Körper zu verstehen und Therapien zu entwickeln, die sowohl gegen Krebs als auch gegen Herzkrankheiten wirksam sind. Das Ziel ist es, Krebsbehandlungen so zu gestalten, dass sie weniger riskant für das Herz sind, ohne dabei ihre Wirksamkeit zu verlieren.
Prävention wirkt!
Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen, ein gesunder Lebensstil und die enge Zusammenarbeit von Onkolog*innen und Kardiolog*innen sind entscheidend, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Krebsüberlebenden zu senken.
Quellen
- https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/_inhalt.html
- https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Krebs_gesamt/krebs_gesamt_node.html
- https://kardioonkologie.de/
- https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/detail/wie-herzproblemen-bei-krebs-vorbeugen
- https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/krebs-im-kindesalter-erhoht-das-risiko-fur-herz-kreislauf-erkrankungen-8729.php
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=reverse+cardio+oncology
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37774949/
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- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38894762/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35385342/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35772913/