Eine abrupte, schnelle Drehbewegung beim Sport oder ein Aufprall von vorn bei einem Unfall kann im Bereich des Kniegelenks zu einem Kreuzbandriss führen. Das Kniegelenk wird instabil. Doch was ist eigentlich ein Kreuzbandriss und wie lange ist man bei einem Kreuzbandriss krank? All das erfahren Sie in folgendem Artikel!
Was ist ein Kreuzbandriss?
Das Kniegelenk besteht aus verschiedenen Bändern, u. a. die Kreuzbänder. Sie verbinden die Oberschenkel und Schienbeine miteinander und halten das Kniegelenk in Position. Unterschieden werden das vordere und das hintere Kreuzband. Sie laufen über Kreuz im Inneren des Kniegelenks. Ihre Funktion beruht darin, das Knie zu stabilisieren und Bewegungen zu begrenzen.
Bei einem Kreuzbandriss können das vordere, das hintere, oder aber auch beide Kreuzbänder gleichzeitig ein- oder sogar ganz reißen. Das vordere Kreuzband ist häufiger betroffene als das hintere. Sportarten, wie Fußball, Tennis oder Volleyball sind auf Grund ihrer ruckartigen und kniebelastenden Art und Weise oft die Ursache von Kreuzbandrissen.
Ist ein Kreuzband oder sogar beide gerissen, sind ein stechender Schmerz sowie eine Schwellung des Kniegelenks nicht selten. Zudem kann es bei einem Kreuzbandriss zu einem lauten Knack- oder Knallgeräusch kommen. Ist das Kreuzband gerissen, ist der Betroffene nicht mehr in der Lage, das Knie im ganzen Ausmaß zu bewegen.
Risikofaktoren für einen Kreuzbandriss
Ein Kreuzbandriss entsteht oft bei einer Kontakt- beziehungsweise Ballsportart. Verschiedene Faktoren können das Risiko, einen Kreuzbandriss zu erleiden, zusätzlich erhöhen:
- Weibliches Geschlecht
- Alter zwischen 15 und 30 Jahren
- Kreuzbandriss in der Vergangenheit
- Körperliche Erschöpfung
- Unzureichende Regeneration
- Koordinationsprobleme
Ursachen für einen Kreuzbandriss
Oftmals sind bewegungs- und drehreiche Kontaktsportarten wie z. B. Fußball oder Ski fahren die Ursache für einen Kreuzbandriss. Grund hierfür ist nicht nur die Überlastung, sondern auch oft ein Umknicken oder eine Verdrehung im Bereich des Kniegelenks.
Kritische Bewegungen, wie die folgenden, zählen dazu:
- Aus vollem Lauf abbremsen
- Aus vollem Lauf die Richtung wechseln
- Nach Sprung oder Drehung falsch landen
- Seitlicher Aufprall gegen das Kniegelenk
- Überstreckung im Kniegelenk
Die teilweise oder vollständige Zerstörung des Kreuzbandes führt dann zu einer Instabilität des Ober- und Unterschenkels.
Bei rund einem Viertel der Fälle ist das vordere Kreuzband nicht vollständig gerissen, sondern lediglich angerissen. Das hintere Kreuzband reißt wesentlich seltener. Die Verletzung ist oft isoliert, während das vordere Kreuzband oft in Kombination mit einen oder beiden Menisken geschädigt wird.
MRT-Untersuchungen spielen im Fußball eine wichtige Rolle. Darüber sprechen der Leiter der Athletik & Prävention, Alexander Mouhcine, sowie der leitende Physiotherapeut Ron Rohloff der Fußballmannschaft Borussia Mönchengladbach in einem exklusiven Interview mit medneo. Mehr dazu hier:
Symptome bei Kreuzbandriss
Typische Symptome bei Kreuzbandriss sind:
- Zerreißungsgefühl
- Knall- / Knackgeräusch
- Schwellung des Kniegelenks
- Kniekehlenschmerz
- Blutiger Gelenkerguss
- Gangunsicherheit
- Gefühl der Instabilität
- Schmerzen im Inneren des Knies
- Streck- und Beugehemmung
- Bewegungsschmerz
- Druckschmerz
Fallen Ihnen ein oder mehrere der oben genannten Symptome auf, zögern Sie nicht, einen Arzt aufzusuchen und diese abklären zu lassen!
Diagnose bei Kreuzbandriss
Unerwartet auftretende Schmerzen im Kniegelenk oder aber auch Knack- oder Knallgeräusche sollten einen stets aufhorchen lassen. Haben Sie diese an sich bemerkt, sollte das betroffene Bein unverzüglich beginnen, zu schonen, hochzulegen und zu kühlen.
Im Anschluss sollte eine Untersuchung durch einen Spezialisten, wie z. B. einem Orthopäden, Unfallchirurgen oder Sportmediziner erfolgen. Ein anfängliches Arzt-Patienten-Gespräch soll dabei helfen, den Unfall zu rekonstruieren. Die anschließende körperliche Untersuchung hilft dabei, die Stabilität des Knies zu prüfen.
Diagnostische Verfahren bei Kreuzbandriss
Der Arzt wird das verletzte Knie zuerst abtasten und anschließend Tests zur Stabilität, des Gangs sowie der Balance durchführen. Hierfür nutzt der Arzt verschiedene Tests.
Schubladen-Test
Bei dem Schubladen-Test liegt der Betroffene auf dem Rücken. Das verletzte Bein wird angehoben. Hierfür wird die Hüfte in 45 Grad und das Knie in 90 Grad gebeugt.
Besteht eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes, lässt sich der Unterschenkel im Kniegelenk wie eine „Schublade“ nach vorne schieben. (= vorderer Schubladentest)
Besteht eine Verletzung des hinteren Kreuzbandes, lässt sich der Unterschenkel im Kniegelenk wie eine „Schublade“ nach hinten schieben. (= hinterer Schubladentest)
Dieses sogenannte „Schubladen-Phänomen“ beruht auf einer mangelnden Stabilisierung durch den Riss eines oder beider Kreuzbänder.
Lachmann-Test
Der Lachmann-Test ist dem Schubladen-Test sehr ähnlich. Der Unterschied liegt darin, dass das Knie in 30 Grad gebeugt wird. In dieser Stellung zieht der Arzt den Unterschenkel nach vorn. Wenn sich der Unterschenkel deutlich weiter nach vorn schieben lässt als im gesunden Vergleichsbein, ist das vordere Kreuzband gerissen.
Die spezifischen und vor allem unerwarteten Schmerzen im Kniegelenk, die Knack- und Knallgeräusche, als auch die plötzliche Instabilität des Kniegelenks geben bereits erste Aufschlüsse. Der Arzt kann anhand dessen die Verdachtsdiagnose eines Kreuzbandrisses stellen.
Bildgebung
Eine anschließende Röntgenuntersuchung kann allein nicht dabei helfen, die Diagnose zu sichern. Mit dieser Untersuchung lassen sich jedoch zusätzliche knöcherne Verletzungen im Bereich des Knies oder knöcherne Bandausrisse feststellen.
Um den Kreuzbandriss darzustellen, benötigt man eine MRT Untersuchung. Nur anhand dieses Verfahrens lässt sich klar feststellen, ob ein Kreuzband ein- oder sogar vollständig gerissen ist.
Beide Untersuchungen geben zusammenfassend also Aufschluss über den Schaden an sich, sowie eventuelle zusätzliche Verletzungen der Seitenbänder, der Menisken, des Gelenkknorpels, als auch des Knochens.
Behandlung bei Kreuzbandriss
Bei einem Kreuzbandriss besteht die Möglichkeit, den Schaden konservativ und operativ zu behandeln. Die gewählte Behandlungsmethode ist abhängig von der Gesamtsituation des Betroffenen sowie eventuelle Begleitverletzungen. Das heißt, nicht jeder Kreuzbandriss muss operativ versorgt werden.
Ist die betroffene Person nicht sonderlich körperlich aktiv und/oder fühlt sich das Knie trotz Kreuzbandriss stabil an, ist es möglich, auf eine Operation zu verzichten und den Kreuzbandriss konservativ zu behandeln.
Ist die betroffene Person körperlich aktiv und/oder hat der Kreuzbandriss Auswirkungen auf die stabile Beinachse, sollte die Funktion des Kreuzbandes im Rahmen einer Operation wiederhergestellt werden. Hierfür wird das angerissene Kreuzband wieder zusammengenäht oder das vollständig gerissene Kreuzband gegen ein Transplantat ausgetauscht.
Wie lange dauert ein Kreuzbandriss?
Hat sich der Betroffene einer Operation unterzogen, dauert die stationäre Behandlung zwischen drei bis vier Tagen. Bereits nach wenigen Tagen kann mit einer Physiotherapie begonnen werden. Ein vorsichtiges Training auf dem Heimtrainer kann nach 6 Wochen wieder gestartet werden. Körperlich belastende Tätigkeiten, wie z. B. leichtes Joggen, sollten frühstens nach 3 Monaten in den Trainingsplan aufgenommen werden. Eine vollständige Belastung des Beines ist erst nach einem dreiviertel Jahr wieder möglich.
Quellen
- AWMF Online. DGU-Leitlinie 012-005 Vordere Kreuzbandruptur. URL: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/012-005l_S1_Vordere_Kreuzbandruptur_2019-02_01.pdf Stand: 09.2018. Abrufdatum: 02.05.2022
- Heidari, N. (2017). Kreuzbandruptur. URL: https://www.pschyrembel.de/Kreuzbandruptur/K0Q8G Stand: 04.2017. Abrufdatum: 02.05.2022
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- Heine, N. (2016). Kreuzbandriss (Kreuzbandruptur, Kreuzbanläsion). URL: https://www.minimed.at/medizinische-themen/bewegungsapparat/kreuzbandriss/ Stand: 12.206. Abrufdatum: 02.05.2022